Mit Taschentüchern zum Triumph – Die Honeybadgers stürzen den Tabellenführer
Wenn der Dritte beim Ersten antritt, ist die Rollenverteilung eigentlich klar: Man hat nichts zu verlieren - außer vielleicht Taschentüchern, Blut und vielleicht ein, zwei Knochen.
Und genau so reiste der ESV Dresden zum letzten Spiel des Jahres nach Pirna: mit mehr Erkältungsviren als Auswechselspielern, mit einem Kader, der klang wie ein Chor aus Asthmapatienten, aber auch mit dem beruhigenden Wissen, schon jetzt so viele Punkte gesammelt zu haben wie in der gesamten letzten Saison. Man war also quasi im Luxusbereich des Tabellenmittelfeldes angekommen und es gab gerüchtweise schon die ersten Augen, die nach noch weiter oben schielten. Und Spoiler: Nach dem Spiel wurden es nochmal mehr.
Die Ausfallliste war länger als der taktische Teil der Ansprache. Wer spielte, tat dies mit Hustenbonbons im Mundwinkel. Auf der Bank lagen mehr Tempo-Packungen als Harz. Dennoch war die Marschroute nach den Worten des ESV-Trainer-Nikolaus Hoffman klar: Alles geben, vorne Tore machen und sich so für die mittlerweile legendäre „stabile Sechs-Null-Abwehr“ belohnen. So gings mit geputzten Schuhen rein in die Partie.
Und ich sag mal so: wer nach 5 Minuten mit 5:1 führt, kann nicht viel Falsch gemacht haben. Alte Handballweisheit. Steini (wer mittlerweile 3 „Max“ im Team hat, muss halt zwingend auf Spitznamen zurückgreifen) holte sich früh zwar zwei Tore ab, aber auch eine blutige Nase. Ob durch ein Foul oder eine allergische Reaktion auf die Gegner bleibt offen. Infolgedessen kam Positions-Allrounder Dave zum Zug. Zwar sah er bei seinem Fast-Einsatz im Tor beim Pokal-Highlight vor einigen Wochen (ESV berichtete) zwar irgendwie begeisterter aus, doch das Ergebnis zählt bekanntlich. Was kann dieser Mann eigentlich nicht?
Trotz Erkältungs-Chaos, Atemnot und improvisierten Positionen hielt der eine ESV den anderen ESV gut auf Abstand, mal mehr, mal weniger. Die Halbzeitansprache war bestimmt brillant. Bestimmt, weil der Schreiberling zu diesem Zeitpunkt auf dem Feld war, um Keeper Kalle warmzuschießen. Wissenschaftlich ungeklärt ist jedoch, ob Kalle dadurch wärmer oder der Schreiberling kälter wurde.
Doch auch die Pirnensen scheinen gute Worte in der Kabine gefunden zu haben. Man könnte meinen, beim ersten (und letzten) Rückstand im Spiel wackelte kurz der Sensations-Sieg, doch nicht mit Heiko-Hoffmann-Masterclass. Die Grüne Karte lag schneller auf dem Tisch als Ole auf dem Boden. Wir sammelten uns nochmal und griffen schlussendlich umso überzeugter an. Für Franz seinen Unterarm leider etwas zu überzeugt – Gute Besserung und Comeback Stronger!
Es folgten meist sauber ausgespielte Angriffe; Konter, an die zu jeder Zeit immer die gesamte Mannschaft dran glaubte und Steals in der Abwehr, wie man sie eigentlich nur vom Louvre kennt.
Endstand: 33:35. Und das völlig verdient.
Der ESV Dresden beendet das Jahr mit einem Sieg gegen den Tabellenführer. Und muss deshalb als nächstes direkt wieder bei einem antreten. Same procedure as every year. Als gleichzeitiger Bierwart möchte ich mich natürlich an dieser Stelle zum einen bei Steini für das 30. Tor (das wird langsam zur Gewohnheit) und bei Magnus für 10 Tore bedanken - das Weihnachtstraining wird auf jeden Fall nicht ohne leckere Erfrischungen stattfinden.
Anschließend wurden traditionsgemäß Steinis Wunder-Backkünste vernichtet. Danach wurde Bier vernichtet. Danach vermutlich der ein oder andere Kreislauf.
Und damit allen ein Frohes Fest und guten Rutsch.
Die Nikolaus-Punkte holten:
Santa Claus, Rudolph (3), Grinch (9), Frosty (2), Christkind (10), Nussknacker, Weihnachtsmann & CO. KG (4), Frau Holle (2), Knecht Ruprecht (5), Caspar, Melchior, Balthasar
