VLMO-Relegation: HSG Rückmarsdorf - ESV Dresden 53:60 (25:34)

Intro: Im Westen was Neues. Es ist Samstag, 12:00 Uhr – Wochenende, Entspannung? „Ach du Scheiße, ich muss meine Tasche packen! 12:30 Uhr ist Abfahrt an der Halle. Habe ich genug zu essen dabei? Ist mein Handy geladen? Wo sind meine Kopfhörer? Wer hat das Harz, ach ne die Halle ist ja harzfrei...“ Alles Fragen und Gedankengänge, die einem durch den Kopf schwirren, wenn man bis ca. 20:00 Uhr unterwegs ist. So oder so ähnlich stelle ich mir einen typischen Samstag eines Handballfreundes der Newcomer aus der Weststaffel im HVS-Jahr 25/26 vor. Wie bekommt man sonst eine so herrliche und breit gefächerte Landestour durch das schöne Sachsen? Wir wünschen den Jungs aus Riesa eine erfolgreiche Saison und viel Spaß beim Meilensammeln ...

Und hier noch die Lottozahlen: 75, 75, 98, 98, 89, 75, 32, 131, 52, 59, 100. (Vielleicht erkennt der eine oder die andere Parallelen zu Wegstrecken innerhalb der Verbandsliga West.) "War schon 'ne Fahrt" – Bericht eines Busfahrers über einen Tag, den man (nicht) einfach so runterspült „Also, ich bin ja eigentlich nur gefahren. Doppeldecker, schönes Teil, läuft wie ’ne Eins – solange keiner kotzt, ist’s super. Fahre sonst eigentlich immer die Aufsteiger in die erste Eishockey-Liga rum. Aber was der ESV Dresden da abgezogen hat, war... sagen wir mal: anders. Nicht schlecht – einfach anders. Der Sonntag fing ruhig an. Ich hol den Haufen am Treffpunkt ab – mehr als 50 Leute: Männer, Frauen, Kinder. Keine Ahnung, wer davon Spieler, Trainer oder Fan war. Neben einigen Sporttaschen mussten wir noch ca. 15 Kisten Bier, Sekt und vorgemischten Aperol verladen – ich hab mich gefühlt wie beim Dorfjugendzeltlager. Die Hinfahrt? Relativ ruhig: Oben fuhren sich die Fans langsam hoch, unten wurde bei Skat und weiterem Sportlergesülze über andere Handballligen philosophiert und diskutiert, wie viele Tore man braucht, um sicher in der Liga zu bleiben. Ich hab das nicht so ganz gecheckt – „Hinspiel hoch gewonnen, Rückspiel nur nicht komplett einbrechen“, war wohl der Konsens. Ich dachte nur: Bitte nicht brechen. Nicht in meinem Bus. Ich hab dann geparkt, wie’s sich gehört und bin dann zur Zeit geschlendert. Die Ankunft in Rückmarsdorf. Schon beim Aussteigen roch es nach Euphorie. Die Gastgeber hatten aus weiser Voraussicht einen Gästeblock aufgebaut und die mächtigsten Ordner zur Halle zitiert, die der Kreis Leipzig zu bieten hatte. Alter, hatte ich Schiss vor denen. Mit dabei im ESV-Fanblock: ein ehemaliger Eishockey-Profi (aus der DDR-Zeit). Kam erst später raus – ich dachte zuerst, das wär der Vater von einem Spieler. Plot Twist: Er war beides. Ich war dann nochmal kurz in der Kabine. Noch bevor die erste Sirene ertönte, rieb sich ein ESV-Spieler mit freiem Oberkörper und Gummihandschuhen den Rücken mit Finalgon ein – ein Anblick, der brannte. Das Spiel begann, und die Rückmarsdorfer hatten Feuer in den Augen. Aufgrund des Harzverbots war es nicht das schnellste Spiel. Highlights? Gleich mit dem ersten Tor ging’s weiter wie im Hinspiel – Diskussionen über etwaige Kopftreffer, aber der Schiri ließ laufen. Der Namensgeber für unsere Spezialisten Blitz und Blautz bewegte sich ballettartig und schickte die Gastgeber immer wieder für zwei Minuten auf die Bank. Irgendwann stand der Schiri mit Daumen und Zeigefinger vor einem ESV-Spieler und zeigte einen winzigen Abstand. Was wollte er sagen? So knapp war’s? So viel fehlt noch bis zur Eskalation? Oder wollte er einfach nur nen Aperol? Wir wissen es bis heute nicht. Nach einem Hin und Her und starken Phasen auf beiden Seiten: Abpfiff. Das Ding war durch. Der ESV trotz Rückspiel-Niederlage weiter. Klassenerhalt. Jubel. Brüllen. Gänsehaut – diesmal auch bei mir. Alle, außer den Rückmarsdorfern, lagen sich in den Armen. Den Tränen nahe. Was danach geschah, kann ich nur in losen Wortfetzen zusammenfassen: Der Trainer und sein Bruder stehen plötzlich vor der Halle und zünden sich eine Zigarre an, als hätten sie gerade die Champions League gewonnen. In der Dusche knallen die Sektkorken – einer schreit „Sektdusche!!“ Vor der Halle werden Fahnen geschwenkt und Glocken geläutet – macht mit der Info, was ihr wollt. Die Rückfahrt... puh. Jeder Trainer wurde einzeln nach oben gebeten – „zitiert“, nennen sie’s – und dort mit lautem Gesang empfangen. Ich hab durch die Bordkamera gesehen, wie einer auf dem Sitz stand und twerkend zur Musik zelebrierte, während sich andere küssten oder sich beim Mitsingen verliebt in die Augen sahen. Die Musik? „Die perfekte Welle“. Ich kannte das Lied vorher nicht. Danke, Juli. Du hast 70 neue Follower. Meine Frau meinte, ich hätte in der Nacht den Refrain gesungen. An der Halle angekommen, unterhielten sich alle darüber, was am Montag passiert: Homeoffice, Auskatern, Überleben. Andere konnten schon kaum noch reden. Aber alle hatten ein Lächeln im Gesicht. Und ganz ehrlich – die haben gefeiert wie Meister. Obwohl sie „nur“ nicht abgestiegen sind. Und wisst ihr was? Völlig zurecht. Ich hab selten so viele glückliche und verschwitzte Menschen auf einem Haufen gesehen. War ’ne tolle Fahrt. Gerne wieder.“ An dieser Stelle bedanken wir uns bei unserem Busfahrer und all jenen, die diese Fahrt möglich gemacht haben! Der ESV bedankt sich außerdem bei der HSG Rückmarsdorf und wünscht viel Erfolg für die kommende Saison. Jetzt heißt es erst mal chillen und verarbeiten, was in der Saison 24/25 alles passiert ist. Es war eine Spielzeit mit Höhen (Abschlussfahrt nach Breslau sei hier erwähnt) und Tiefen – Verletzungen, schmerzende Abgänge. Wir verabschieden uns von all unseren Rabauken, die den ESV verlassen. Denn das E in ESV steht für „EEn Bier hamma immer noch zusamm getrunkn“, das S für Flotte Beats und das V für Unabsteigbar.

Ansprechpartner (VLM)

HeikoHoffmannHeiko Hoffmann

 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.