„Hallo“ ruft Sie jedem zu. „Ich bin wieder da“, freut sich die kleine Verbandsliga.
Und wie die hungrigen Bären auf der Honigsuche wird wieder in den klebrigen Napf geguckt und rausgeholt, was es zu fassen gibt. Alle Wunder und märchenhaften Geschichten der letzten Spielzeit sind wie weggewaschen. Vergessen im Angesicht der blendend weißen Tabelle von 2024/25. Und doch werden all diese wundersamen Ereignisse von nun an neu geschrieben, neu fabuliert und fantasiert.
Manch eine Zunge munkelt sogar von kämpferischem Einsatz für die neue Gestaltung von unterhaltsamen Kurz-Sport-Geschichten, auf die sogar die Gebrüder Grimm neidisch geworden wären.
Auch die Eisenbahner lockt der Ruf der Wildnis wieder auf die Strecke. Mit einem neuen Jim Knopf alias Steve Ehmke an der dampfenden Seitenlinie wurde in der Vorbereitung brutal geschwitzt und für den Saisonstart gearbeitet. Dabei kamen schonmal tropische Temperaturen in der heimischen Halle auf, das mag aber an den Kohlen gelegen haben, die bereitwillig in den Dampfkessel gefeuert wurden.
So ging es mit quietschenden Reifen zum Auftakt an deren Produktionsstätte - nach Riesa. Die Hausherren waren letztes Jahr Vierter in der Rangliste und malen sich sicher schon einen Aufstiegsplatz aus. Doch dieser führt, wie in jeder Saison, nur am Trupp der roten Teufel vorbei. Und die haben nichts zu verschenken, war doch die letztjährige Spielzeit mit acht Niederlagen eingeleitet worden. Doch diesmal sollte alles anders werden. War in der Vorbereitung der Motivationsspruch noch teilweise unkoordiniert, trug sich der „Gyros“ ähnliche Schlachtruf stolz durch die Halle - trotz Hoffis Abwesenheit.
Doch der Schluck aus dem motivierenden Zauberkessel war wohl weniger stärkend für die blutfarbigen Satane aus Dresden, als erhofft. Direkt von Beginn an zogen die Riesaer davon. Bereits nach 10 Minuten wurde deutlich, dass auch mit fliegenden Teppichen heute eine ganz schwere Nummer zu bestreiten war. Mit einem 7:3 Rückstand ging es direkt in das erste Timeout. Fehlwürfe und einfache Fehler gepaart mit einem inkonsequenten Abwehrspiel ließen die Hausherren hoch aufleben und so wurde der Rückstand mit 9:5, 12:8 und 15:11 zur Halbzeit nicht weniger. Immerhin auch nicht größer. Doch jedes mal, wenn eine Verkürzung auf drei oder weniger Tore möglich war, schien sich die Realität dagegen zu wehren. Oder waren es die wach werdenden Riesaer?
In der Halbzeitpause angekommen wurden die Wunden geleckt, als wäre der Höllenhund Kerberos aktiver Team-Physiotherapeut. Wo kann man was verändern? Was müssen wir besser machen? Coach Steve stellte erneut um und motivierte die ganze Truppe. Jetzt sollten die letzten Haarspitzen der entschwindenden Riesa-Rapunzel doch noch ergriffen werden, um diese wieder in Schlagdistanz zu ziehen.
Die aufkommende Stimmung peitschte die Mannen aus der Landeshauptstadt tatsächlich nach vorne und mündete in der 34. Minute wieder bei einem 17:14. Doch als hätte die böse Knusperhexe heimlich ihren Drei-Tore-Zauber gewirkt, war diese Schallmauer einfach nicht zu knacken. Abermals gingen Bälle bei schnellen Abschlüssen verloren und wandelten sich mit jedem Konter in ein Tor mehr Rückstand um. Wie einst Hänsel und Gretel suchten die Spieler gute Aktionen wie Brotkrümel auf der Spielfläche. Doch kein Schnippchen konnte dem verwunschenen Gegner geschlagen werden. Immer wieder holten die Riesaer ihre Rückraumknüppel aus dem Sack und schafften es so immer wieder den Abstand bei etwa fünf Toren zu halten.
Als die Niederlage immer deutlicher abzusehen war, verlor sich jedoch nicht der positive Geist und die Geschlossenheit der Gäste. Gute Aktionen wurden gefeiert und Anfeuerung, wie Verbesserungsideen wurden mitgegeben. Schließlich rückten aber unschönere Dinge in den Fokus des Spiels. Spätestens mit der zweiten Halbzeit begann die alt bekannte ‚Show‘ der Nr. 21 auf Seiten der Riesaer. Bei fast jedem Zweikampf wurde schon ohne Kontakt gejammert und geschauspielert. Gesichtstreffer wurden gemimt, obwohl keine Hand auch nur in der Nähe war. Das brachte sogar die verhalten reagierenden Schiedsrichter zu einer doppelten Ermahnung und schließlich zu einer mehr als überfälligen 2-Minuten-Strafe. Man konnte sich an Aschenputtels böse Stiefschwester erinnert fühlen, welche ihre halbe Ferse für auch nur eine 2-Minuten-Strafe eingetauscht hätte.
Schlussendlich gewannen aber die Riesaer völlig zurecht ihr erstes Heimspiel gegen Angriffsschwache Dresdner. Denn mit sechs Toren in der Zweiten Halbzeit kann selbst Hans im Glück kein Spiel für sich entscheiden. Eher ist aus einem Spiel mit fünf bis sechs Toren Abstand am Ende eine elf-Tore-Klatsche geworden. Da ist auch das erhöhte Risikospiel gegen Ende nur eine bedingte Erklärung.
Für die kommende Woche (31.08.24) hat dieser Punktverlust aber nichts zu bedeuten, außer eine neue Chance. Dort geht es dann im ersten Heimspiel gegen die Stadtrivalen aus Radebeul. Vielleicht schafft es ja Coach Steve bis dahin alle Tore werfenden Geislein aus dem Bauch vom bösen Wolf zu bekommen, um so den ersten Saisonsieg einzufahren.
Vergeblich nach dem nötigen Wurfglück suchten:
Der furchtlose Jan, Oliver Twist (2), Dr. gute Fee (2), Die Nymphe (1), Der Riese, Der Froschkönig (2), Der Waldgeist (3), Der Schnurrbärtige (3), Der weise Alte (1), Der Bärtige (3), Die Katze, Die Berliner Katze