Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei
Sonntagabend, 04.02.2024, Lok-Schuppen Dresden. Es ist alles angerichtet für das seit Monaten herbeigesehnte Stadtderby des ESV Dresden gegen die Zweitvertretung des HSV Dresden und die Voraussetzungen könnten nicht besser sein: Die Halle (laut Zuschauerrezensionen die „ehrlichste Halle des Landes“) nicht mehr so eiskalt wie die französische Handballnationalmannschaft bei Finalspielen, die Mannschaft fit und ausgeruht, da die klassischen Nachwirkungen der Freitagnacht an einem Sonntag nicht mehr so schmerzhaft zu spüren sind und eine große Portion Selbstvertrauen aus den mittlerweile 5 (!) Siegen in Folge.
Diese Siegesserie (oder wie unser liebster Sprücheklopfer aus dem 6-Meter-Kreis zu brüllen pflegte: „DIE STREEEEEEEEAAAAAK“) sollte auch gegen die junge und schnelle Mannschaft des HSV nicht reißen.
Wie immer versammelte Coach C seine Mannen kurz vor der Erwärmung in der Kabine, um die letzten taktischen Mittel zu besprechen und seine Mannschaft auf das Spiel einzuschwören. Dabei wurde nochmal ausdrücklich auf die möglicherweise exotischen Abwehrformationen des Gegners, wie eine 3:3-, 3:2:1- oder 5:1-Abwehr, hingewiesen.
Das Spiel begann und die Gäste starteten mit einer 3:3-Abwehr. Anscheinend hatten die ESV-Spieler in der Kabine starke Verständnisprobleme gehabt (fast so wie ein Wessi, der zum ersten Mal mit dem Hoffmaster persönlich redet und aufgrund des Dialekts leider nicht die Bohne versteht, ich spreche hier aus Erfahrung), und ließen sich davon völlig überraschen. Unter Druck gesetzt von der offensiven Abwehrformation flogen zahllose Bälle dem Gegner in die Hände oder in die Zuschauerränge. So kam es, dass in den ersten fast 12 Spielminuten lediglich ein Treffer zu Buche stand, denn selbst wenn sich mal eine gute Torchance herausgespielt wurde, und die gespielten Pässe ihr Ziel und Mitspieler fanden, scheiterte man zu häufig an sich selbst oder am gut aufgelegten Torhüter des HSV. Dass man in dieser Phase nicht zu hoch in Rückstand geriet, lag zum einen am ebenfalls gut aufgelegten Schlussmann der ESV’ler und einer konsequenten Abwehrleistung.
Nachdem der ESV in der 15. Spielminute durch Flügelflitzer Guido (neuerdings „Dschaido“ ausgesprochen) den Rückstand egalisieren konnte, entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel bei dem weiterhin die Abwehrreihen und Torhüter beider Mannschaften dominierten. Schlussendlich konnte der ESV mit einer knappen Führung zum Pausentee in die Katakomben verschwinden. In der Halbzeit wurde vor allem darauf hingewiesen mehr Druck im 1 gegen 1 aufzubauen und mehr aus der Bewegung zu kommen.
Gesagt, nicht so richtig getan. Die zweite Halbzeit verlief sehr ähnlich: Die ESV’ler zwar mit stabiler Abwehr und noch stabilerem Schlussmann dahinter, dafür aber mit haarsträubenden Fehlpässen und -würfen im Angriff. Dagegen eine HSV-Mannschaft, die sich auf ihre Stärken besinnt und trotz des jungen Alters (der älteste Spieler des HSV wäre der drittjüngste beim ESV gewesen, verrückt oder?) erstaunlich geduldig und abgezockt agierte (muss man an dieser Stelle leider anerkennen). Egal, wie sich der ESV streckte und wie viel in die Waagschale geworfen wurde, es reichte nicht zu mehr als acht mickrigen Toren in der zweiten Halbzeit und so ging das Spiel mit 18:20 an den Stadtrivalen verloren.
Was kann man aus diesem Spiel mitnehmen?
- Bekanntlich gewinnt man mit einer starken Abwehr Meisterschaften und auch viele Spiele, aber man sollte dann doch zusehen, mehr als nur 18 Tore selbst zu werfen (Das E in ESV steht zwar für „Erfahrung“, aber nicht für „Effizienz“)
- Das im letzten Spielbericht als verschwunden beschriebene Sporti-Gen scheint sich doch noch irgendwo eingenistet zu haben. Oder lag es vielleicht am Sporti-Unterziehshirt unterm ESV-Trikot (was ein Frevel, warum zum Teufel kostet das eigentlich nicht)?!
- Dank der neuen Trikots sieht die Thekentruppe auch beim Verlieren verboten gut aus (siehe Mannschaftsfoto. Aber Vorsicht, wirklich heiß!)
Jetzt heißt es nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern heiß zu sein auf die nächsten zwei Punkte, um die es bereits am nächsten Samstag in Radebeul geht.
Für den ESV sahen leider nur optisch gut aus:
Bank: Coach C, Co-Coach Steve, Master Hoff, Heilerin Laura
Tor: Paul Janke und Karl Lagerfeld
Feld: Hannes Klum, Jakob Allen White (2), Guido Maria Kretschmer (1), Davidoff (4), Nico Giesinger, Conni Hayo, Florian Gehrke (2), Lukas Joop, Luca Darnell (2), Sascha Michalsky (1), Franz Bündchen (3), Max Schiffer (3)