VLMO: SSV Stahl Rietschen - ESV Dresden I 23:25 (9:17)

1000 km Spaß

Geil wars! Spitzenathleten, Hochklassiger Handball, ausgelassene Stimmung, jubelnde Fans und eine ausverkaufte Halle haben den Abend schon jetzt zu einem echten Jahreshighlight werden lassen. Das vergisst man nicht so schnell. Aber wie das im Leben eben immer so ist: Nach dem Hoch kommt auch ganz schnell wieder ... 

Ernüchterung. Dieses Mal in Form von:

  • Scheiße, morgen ist ja Auswärtsspiel in Rietschen
  • Scheiße, die Bahn streikt

Und so musste sich der Schreiberling dieses Berichts zur wohl offiziell längsten Auswärtsfahrt in der Saison 23/24 in die Spur begeben. Den Connections zum Bahnverkehr sei Dank fuhr zur geschmeidigen Uhrzeit 4:15 ein Sonderzug gen Osten. Mit 3 Stunden Schlaf im Gepäck ging es über die provinziellen Stationen Berlin, Leipzig und Dresden pünktlich in die Weltstadt Rietschen (inklusive 30 Minuten Zu Hause zum Sporttasche packen immerhin 13 Stunden Reisezeit). Kurzer Check, ja die Rutsche steht noch, alles beim Alten, hier ist die Welt halt noch in Ordnung. Rein in die ausladende Gästekabine und sich zwischen die restlichen 1500 kg Formfleisch quetschen (von denen das ein oder andere Kilo die Nacht über scheinbar in Alkohol eingelegt war). Diese Atmo kann auch ein EM-Halbfinale in Köln nicht kreieren. Es folgt die obligatorische Ansprache vom Coach, bei der insbesondere die Einstellung in der Abwehr betont wird und Schlachtross Müller 1, 2 Hinweise zum Gegner auf den Weg gibt. Gesagt, umgesetzt und so startet die Thekentruppe unterstützt durch das getankte Selbstvertrauen der letzten Spiele ordentlich in die Partie. Eine sich immer besser findende Abwehr (mit in der Anfangskonstellation besonders viel besagtem Formfleisch) + eine konzentrierte Angriffsleistung bei der Spielzüge auf den Punkt gespielt wurden, führten so über die Stationen 1:4, 4:8, 6:12 zur 17:9 Halbzeitführung. Individuell hoben sich in dieser Halbzeit einmal mehr unser Flügelflitzer auf Rechtsaußen (der sich im Vorfeld der Spiels sichtlich enttäuscht gezeigt hat, dass er trotz quasi wöchentlicher Nennungen in  Vor- und Spielberichten noch nie nach Autogrammen gefragt wurde [Autogrammkarten befinden sich im Druck]) und Mülli am Kreis hervor.

Aber bereits auf dem Weg in die Kabine zur Halbzeitansprache verbreitete sich beim Schreiberling ein ungutes Gefühl. Souveräne Leistung in den ersten 30 Minuten und deutliche Führung zur Halbzeit, da war doch was. Die Grenzen zwischen Heute und Gestern, Frankreich und ESV oder Profihandball und Spitzenhandball verfließen ja bekanntlich oft. Auch im Wissen, das wir in unseren Reihen keinen Spieler vom Format Elohim Prandi haben, wies das Trainerteam deshalb auch mit Nachdruck darauf hin, nicht abreißen zu lassen und die 2. Halbzeit mit Konzentration runterzuspielen: „Das Spiel geht wieder bei 0:0 los“. Letztendlich muss man aber konstatieren: Du bekommst vlt. aus dem ESV das Sporti-Gen raus, aber nicht die Thekentruppe aus dem ESV. Was nun folgte waren 20 Minuten lehrbuchartiger Fachvortrag zum Thema: „Wie bekomme ich bei einem gelaufenen Spiel Gegner und Halle nochmal so richtig angefeuert“. Insbesondere der kostenfreie und praxisnahe Charakter mit Best-Practice Beispielen war beeindruckend und ist jedem Interessierten, der es nicht so mit den Eisenbahnern hält, wärmstens zu empfehlen (4,7 von 5 Sternen bei Trustpilot). Unkonzentriertheiten und Unsicherheiten insbesondere im Angriffsspiel ließen den Vorsprung nun Tor für Tor schrumpfen und so die Halle (an der Stelle das Lob für die Stimmung, in Köl…, ähhh Rietschen zu spielen macht schon immer Bock) lauter und lauter werden. Einzig und allein der Tatsache, dass wir an diesem Abend in der Abwehr nie die Fassung verloren haben und die Heimmannschaft nicht immer konsequent die sich bietenden Chancen zu nutzen wusste, verdanken wir, dass wir in dieser Phase nicht in Rückstand gerieten.  Tatsächlich wirft Rietschen in der 53. Minute dann auch den Anschlusstreffer zum 20:21 (sagenhafte 5 Tore der Thekentruppe in Halbzeit 2 bis zu diesem Zeitpunkt). Jedoch mit der Erfahrung der letzten Spiele, in denen auch solche knappen Phasen überstanden wurde, geht jetzt noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft und man nimmt den Kampf an. Es soll weitere 4 Minuten bis zum nächsten Treffer dauern, dieses Mal aber zum 20:22 für die Gäste. Mit dem Anlauf von 1000 km Anreise (Ich kanns beim Schreiben grad fast selber nicht wirklich glauben, aber prüft selber) fasst sich in dem Fall der Schreiberling ein Herz und bekommt die Kugel mit dem Motto: „Augen zu und Schweden“ irgendwie im Tor unter. In den letzten 3 Minuten des Spiels entscheiden sich beide Mannschaften nun doch noch einmal gemeinsam das Torewerfen zu etablieren und so folgte ein munteres Hin und Her. Entscheidenden Beitrag leistete dabei unser Youngster Conny Heymann der kurz vor Schluss das Ass aus dem Altenburger Kartendeck zückt und begleitet vom frenetischen Jubel der Bank den Ball 30 Sekunden vor Schluss in den Winkel schweißt (Was für ne Bude Junge). Die nie aufsteckenden Rietschener verkürzen jedoch abermals und so ist Coach Kindler 12 Sekunden vor Schluss zu einer erneuten Auszeit gezwungen. Der Inhalt lässt sich wie folgt zusammenfassen: „Wir sind nicht Schweden!!!!“ Gesagt, getan und so verwandelt Routinier Müller ohne Schrittfehler (Christian Müller Handballgott > Jim Gottfridsson wer?) sicher zum Endstand. Es folgte ausgelassener Jubel auf dem Feld und gegenseitige Glückwunschbekundungen. Die Serie hält!!! Die Siegesfeier in der Kabine im Anschluss hat zwar nicht ganz das Qualitätssiegel Thekentruppe verdient (wir schieben es einfach mal auf die Musikauswahl, warum kommt immer schlimme Musik, wenn ich Spielberichte schreibe??????) aber immerhin die Rietschener Frauenmannschaft tragen als Kabinennachbarinnen (Ein Schelm, wer da Absicht unterstellt) ihren Teil zur Feier bei und können sich am Dresdner Formfleisch fast gar nicht satt sehen.

Erkenntnisse des Spiels:

  • Respekt an Rietschen, insbesondere an Sportfreund Walther, die trotz dieser aus ihrer Sicht desaströsen 1. Halbzeit nie aufgegeben haben und uns einen großen Kampf lieferten
  • In Dresden streikt die Bahn nicht und für die Eisenbahner ist „Prellbock“ aktuell ein Fremdwort (Sorry Claus Weselsky)
  • Der ESV spielt die 2. HZ souveräner runter als Frankreich und behält auch in den letzten 12 Sekunden mehr Ruhe als Schweden à Hätten wir in Köln spielen dürfen, wäre es wohl das Finale geworden
  • Extrem lange Auswärtsfahrten inklusive Schlafmangels sind manchmal gar nicht so verkehrt à nächste Saison Meldung für Europapokal
  • Rechnerisch ist die Meisterschaft noch möglich à Serie weiter fortsetzen und darauf bauen das Radeberg ab jetzt jedes Spiel verliert (Ansonsten bleibts dabei: Das E in ESV steht für Radeberger Meistermacher)

Es gilt jetzt den Schwung nicht abreißen zu lassen, trotz der jüngsten Erfolge weiter hungrig zu bleiben und nächste Woche gegen die zweite Vertretung des HSV die bittere Hinspielniederlage wettzumachen. Mal sehen, von welcher Mannschaf des EM-Finaltages wir uns dort inspirieren lassen.

 

Im Allstarteam dabei waren:

Paul Wolff, Kalle Nielsen, Conrad Heymann (3), Tim Johannson, Eike Wanne (1), Christian Golla (6), Lukas Mahé, Steve Remili, Dave Hansen (4), Sascha Gidsel (2), Maximilian Mem (1), Jan Prandi (1), Luca Lindberg (7)

Die nächsten Heimspiele

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