VLMO: SF 01 Dresden - ESV Dresden I 30:24 (12:12)

Aufbauhilfe Nord

Es ist Sonntag und das größte Sportereignis des Jahres steht an. 

Passend zu diesem besonderen Tag gibt Petrus sich ordentlich Mühe und sorgt vor dem Event für angemessene Wetterverhältnisse. Eine beträchtliche Zahl Fans beider Lager ist vom ausgiebigen Mittag gut gesättigt und strömt zielstrebig durch die Metropole in Richtung Arena. Die biergeschwängerte Stimmung ist fröhlich, ausgelassen, fast feierlich und die Luft erfüllt von schmetternden Gesängen. In den Katakomben der ehrwürdigen Spielstätte steigt die Stimmung. Beide Teams machen sich heiß. Alle sind sich klar darüber, worum es hier geht. Ein Spiel, sich in die Geschichtsbücher einzutragen und für immer unsterblich zu werden. Einige beten, andere besinnen sich auf die Tipps ihrer Mental-Coaches und suchen ihren inneren Fokus. Kurz vor Anpfiff kämpfen einzelne mit den Tränen - hier werden Kindheitsträume wahr!
Von den Fans auf den Rängen getragen startet die Partie und entwickelt sich in einen ausgeglichenen, nicht immer hochklassigen und teilweise hart geführten Schlagabtausch. Während eine Mannschaft versucht das Spiel zu kontrollieren und zu beruhigen, probiert das andere Team durch Konter und schnelle Angriffe Nadelstiche zu setzen. Einige Torchancen bleiben ungenutzt und niemand kann sich so richtig absetzen. Bei einem unglücklichen Zusammenprall erleidet ein Spieler eine Gehirnerschütterung inklusive Gedächtnisverlust und kann nicht weiter am Großereignis teilnehmen. Auch in der zweiten Halbzeit bleibt es eine Partie auf Augenhöhe, die zunehmend von Ungenauigkeiten und Ballverlusten auf beiden Seiten gekennzeichnet ist. Sehenswerte Ballstafetten scheiterten am letzten Pass, Abschlüsse aus der Ferne können von den Keepern entschärft werden. Das Publikum wirft noch einmal alles in die Waagschale und pusht seine Idole ans Äußerste. Als schon niemand mehr wirklich an eine Entscheidung glaubt, geschieht das unfassbare. Nach einem Zuspiel auf Höhe der Mittellinie setzt sich ein Spieler auf der linken Außenbahn durch und befördert den Ball trotz arger Bedrängnis genau rechtzeitig zum frei stehenden Mannschaftskameraden in der Mitte, der technisch brilliant einschiebt. In der 113. Minute bringt Mario Götze die Deutsche Nationalmannschaft im WM-Finale des 13. Juli 2014 mit 1:0 in Führung. Argentinien kann dem nichts mehr entgegensetzen. Deutschland ist Weltmeister, die Fans liegen sich in den Armen, ein Team aus Helden wurden geboren. 

Mit alldem hatte der Auftritt der ESV Lokomotivführer am vergangenen Wochenende herzlich wenig zu tun. Dabei standen die Vorzeichen doch gut: Genau wie beim WM-Finale vor fast 9 Jahren fand die Partie an einem Sonntag statt. Oder wie ein emotional aufgeladener Dresdner Sportsfreund nach sechzehneinhalb Minuten im Anblick seiner dritten Zeitstrafe resümierte: „Und für die ******* nimmt man sich den ganzen Sonntag frei!“ 
Der Kollege hätte sich allerdings gar nicht so echauffieren müssen, denn ohnehin war aus dem Dresdner Westen nicht der erwartet schnittige ESV-Schnellzug eingefahren. Eine Reihe bummeliger Schlafwagen, angeführt vom Kuchen-schmausenden Dave Hummels, tuckerte in einer gemeinsamen Mission übers Feld. In Zeiten von Naturkatastrophen, Pandemien und Kriegen wollte man die Solidargemeinschaft stärken und Hilfe leisten. Aufbauhilfe Nord für Dresdner Leidensgenossen. Wie in der Woche zuvor gegen erstaunlich oberligataugliche Pirnaer Sportskanonen warf man also freimütig mit 2 Punkten um sich, um das Rennen im Tabellenkeller noch einmal spannend zu machen. Mission erfolgreich abgeschlossen. Sonntagsspiele nerven - wenn man nicht gerade Weltmeister wird.

 

Für den ESV schliefen:
Paul Neuer, Eike Lahm, Tim Kroos (1), Luca Klose (5), Florian Höwedes (4), Mülli Müller (1), Lukas Kramer (3), Steve Schweinsteiger (2), Dave Hummels (3), Guido Boateng (3), Nico Schürrle (2)

Am Feldrand schnarchten:
Hoffi Löw, Clemens Flick, Laura Müller-Wohlfahrt

Die nächsten Heimspiele

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