"Also da wo ich herkomm, heißt es Nidder-Au"
Und es begab sich zu einer Zeit (letzten Samstag) als die Tränen der nah am Wasser gebauten Zuschauenden kaum getrocknet und der letzte Suchtstängel im verqualmten Raucherbereich gerade erst verglommen war, da fanden sich Heerscharen an Sportreportierenden zur gewohnten Pressekonferenz in der Medienzentrale des Lokschuppens ein. Gar denkwürdige Szenen sollten sich nun abspielen, deren überraschende Emotionalität sich nur mit der bitteren Enttäuschung einer missglückten Revanche gegen gelb-grüne Tabalugas aus Niderau erklären lässt. Erinnerungen wurden wach an das legendäre Interview des ehemaligen Seahawks Footballers Marshawn „Beastmode“ Lynch vor dem Superbowl 49. im November 2014.
Mit großer Spannung erwarteten die anwesenden Schreiberlinge diverser Printmedien, welcher tapfere ESVler das kürzeste Streichholz gezogen und vom Trainerteam zum Report geschickt wurde. Die Tür ging auf und herein schob sich der gestählte Körper unseres Marc „Schnauz-Mode“ Lynz. Der für seine ausschweifenden Reden und packenden Ansprachen bekannte Pro Bowler verhielt sich allerdings ungewohnt zurückhaltend und vermied Blickkontakt mit allen Anwesenden. Kaum Platz genommen prasselten die Fragen der Pressenden auf „Schnauz-Mode“ ein (folgend ein kurzer Ausschnitt):
Hessische/Niedersächsische Allgemeine: „Herr Lnyz, nachdem sie in der Vorwoche selbst als Bruchpilot alpine Skipisten durchfurchten, musste auch im Spiel gegen Niderau wieder auf Personal verzichtet werden, das sich lieber zu Klängen von Ski Aggu den Helm lackieren wollte. Befürchten Sie ein abwandern der Athleten in die neue ESV Sektion Après-Ski?“
Lynz: „ Ich bin nur hier, damit ich keine Strafe zahlen muss.“
Osterländer Volkszeitung: „Noch in der Erwärmung zog sich ihr Verbandsliga-Juri eine Leistenzerrung zu und konnte kurzfristig nicht mitwirbeln. Wie hat die Mannschaft diesen Schock vor Spielbeginn verarbeitet?“
Lynz: „ Ich bin nur hier, damit ich keine Strafe zahlen muss.“
Lausitzer Rundschau: „Das Spiel gestaltete sich über weite Strecken sehr ausgeglichen und war geprägt von tollen Torhüterparaden auf beiden Seiten (ESV-Andi stand Nidderau-Späthi in nichts nach). Man könnte aber auch sagen, die Chancenauswertung war hin wie her eher mau. Drei verworfene ESV Siebenmeter sprechen für sich. Denken Sie der Weggang vom Schwaben-Ruprecht in der Winterpause und die damit entstandene Verantwortungslücke bei Strafwürden wird die Lokler in der Restsaison noch in die Bredouille bringen?“
Lynz: „ Ich bin nur hier, damit ich keine Strafe zahlen muss.“
Dresdner Morgenpost: „In den letzten 20 Minuten verließen die ESVler insbesondere im Rückraum die Kräfte, wodurch Niderau uneinholbar davonziehen konnte. Hätte hier der Einsatz von Clublegende Matti Fiehler einen entscheidenden Unterschied bringen können?“
Lynz: „ Ich bin nur hier, damit ich keine Strafe zahlen muss.“
Magdeburger Volksstimme: „ Kurz vor Schluss sah der Niderauer Holzmichel noch die blaue Karte vom über weite Teile etwas überfordert wirkenden Schiedsrichtergespann. Er war sich sogar nicht zu schade, dem Pfeifenden die blaue Kartonage noch aus der Hand zu schlagen. Unschöne Szenen, die so wirklich niemand braucht. Was denken Sie, Herr Lynz? Wurde hier richtig entschieden?“
Lynz: „Klare Sache! Der Holzmichel sollte nicht nur die Abschlussfahrt der Niderauer Tabalugas vollständig aus eigener Tasche bezahlen, sondern ist auch herzlich eingeladen zum wöchentlichen ESV Meditations- und Antiaggressionskurs unter Leitung des Hoffmasters. Dankeschön!“
Lynz stand auf und verschwand. Ein bemerkenswertes Statement.
Für den ESV-Presseclub stellten Fragen:
Freie Presse Erzgebirge, Rhein Neckar Zeitung – Kicker (1), Lausitzer Rundschau (2), Dresdner Morgenpost (3), Osterländer Volkszeitung (6), Märkische Oderzeitung, TV Movie (2), Hessische/Niedersächsische Allgemeine (6), Magdeburger Volksstimme (1), Pinneberger Tageblatt, Sport-Bild, Sächsische Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung
