Es ist der 28.04.2022, der vorletzte Spieltag einer Corona geplagten Handballsaison. Im selbst ausgerufenen Endspiel gegen die dritte Vertretung des HC Elbflorenz geht es um nichts anderes als den Klassenerhalt. Und tatsächlich: In einem zähen und kampfbetonten Spiel setzen sich die Sportfreunde aus Dresden durch, holen die Punkte 6 & 7 und vermeiden dadurch sensationell den Gang in die damalige Bezirksliga. Was das mit dem Spiel des ESV gegen Neugersdorf 1,5 Jahre später zu tun hat? Nun ja, ...
nix. Aber nachdem die mannschaftsinternen Stimmen immer lauter wurden, dass man sich mit den beiden Neuzugängen der Sportfreunde auch das Verlierer-Gen eingekauft hat, sitzt der dieswöchige Schreiberling nach dem deutlichen Heimsieg (3. Sieg in Folge!) gegen die Mannen aus Ostsachsen mit einer gewissen Erleichterung am Spielbericht und freut sich nach langer Abstinenz auch mal wieder die magische Schallmauer von 6 Punkten in der Verbandsliga durchbrochen zu haben. Bevor die Freudentränen getrocknet sind, kommen wir aber zum Spiel:
Pünktlich wie die Maurer versammelte man sich an einem vorweihnachtlichen Sonntagnachmittag zum Heimspiel gegen den (Noch)-Tabellennachbarn aus Neugersdorf zum Kellerduell. Mit dem aus den letzten Spielen gewonnenen Selbstverständnis und einer der Breite des Kaders zu verdankenden vollen Bank, standen die Vorzeichen günstig. Ausreden gab es im Prinzip nicht, zumal auch die Abergläubigen der Mannschaft an ihren Siegesritualen festhielten. Nachdem Coach Kindler die Mannschaft obligatorisch einschwor, erneut auf die notwendige Konzentration hinwies und sich ca. 100 Mal versicherte, ob nicht wirklich noch jemand Tape bräuchte, hieß es Feuer frei im mollig warmen Weihnachtshüttchen a.k.a. arschkalter Lokschuppen. Einen Rückschlag musste man bereits vor Anpfiff der Partie in Kauf nehmen. Vermutlich im Vollsuff der vermutlich 8. Weihnachtsfeier dieses Jahres entschied sich der Musikwart der Eisenbahner die Erwärmung des letzten Spieltags 2023 thematisch anzupassen.
ACHTUNG PERSÖNLICHE MEINUNG DES SCHREIBERLINGS: Alter, ich habe lange nicht mehr so besch****** Erwärmungsmusik gehört. ENDE
Vielleicht hat es aber auch genau das gebraucht. In einer „jetzt erst recht Manier“ starteten die Eisenbahner von Anfang an griffig und überzeugend. Eine konsequente Abwehrarbeit, gepaart mit einem überraschend flüssig funktionierenden Umschaltspiel ließ spätestens ab der 7. Minute die Spannung des Spiels in den Keller rutschen und vielleicht auch den Hoffmaster einen Hauch von Zufriedenheit verspüren lassen. Tor um Tor zog der ESV davon und trug die Angriffe im Gegensatz zum Beginn der Saison routiniert vor. Die Gäste hingegen hatten dieser Konsequenz bis auf körperliche Härte und 60 Minuten Dauergestikulation am Kreis relativ wenig entgegenzusetzen. Entsprechend deutlich gestaltete sich mit 23:9 das Halbzeitergebnis. Zu erwähnen sei dabei noch die mangelhafte Chancenverwertung der Heimmannschaft. Fahrlässigkeit und ein sehr gut aufgelegter Torwart der Gäste verhinderten eine noch denkwürdigere Führung. Die Highlights der ersten Hälfte trug zweifelsfrei unser Schönspieler auf der rechten Angriffsseite bei. Nachdem ihm die ersten beiden Würfe anscheinend noch zu einfach schienen, folgten ein sehenswerter Dreher aus dem Nullwinkel und ein Heber von der Mittellinie Kategorie „DKB Tor des Monats“.
In der Halbzeitansprache appellierte das Trainerteam daran, gerade mit Blick auf die Tordifferenz an die erste Hälfte anzuknüpfen und keine „Zwischenluft“ ziehen zu lassen. SPOILER: Das funktionierte nur so Semi. Im Stile einer wahren Thekentruppe setzte man die Vorgaben des Trainerteams natürlich nicht um und ließ sich vom fahrigen Spiel der Gäste anstecken. Die zweite Halbzeit lässt sich daher unter „nicht schön, aber selten“ verbuchen. Auf eine Ausschmückung wird daher auch verzichtet. Immerhin verwaltete man das Ergebnis, gewann auch die zweite Halbzeit und schob sich durch die Punktlandung als vorweihnachtliche Bescherung aufgrund der besseren Tordifferenz tabellarisch noch einen Platz nach vorne. Damit auch die begeisterten Statistiker unter den Lesern nicht zu kurz kommen: Der 36:21 Heimerfolg findet gleich doppelt Referenz in der jüngeren Geschichte der 1. Männermannschaft. Das letzte Mal gewann man mit 15 Toren Abstand in der vergangenen Saison. Wie es das Schicksal so will, mussten eben jene Sportfreunde aus Dresden damals den Kopf hinhalten. Für mehr als 36 geworfene Tore muss man noch ein wenig weiter zurück in die Geschichte. Am 30.03.2019 gelang ein überzeugender 45:25 Heimsieg. Gegner damals wie heute: Der TBSV Neugersdorf. Geschichte wiederholt sich also doch und Schicksal gibt’s auch, PUNKT.
Es gilt nun den Schwung der letzten Spiele mit in das neue Jahr zu nehmen, die Serie beim nächsten Heimspiel gegen Niederau auszubauen und weiter zu zeigen, dass man eigentlich nichts mit dem Abstieg zutun habe sollte. Man munkelt, es winke als Belohnung der langersehnte Ausflug in den Saurierpark Bautzen. Wenn das keine Motivation ist, was dann …
Zur neuen weihnachtliche Erwärmungsmusik tanzten:
Sportfreund Malle, Sportfreund IchkassierNurToreVonSneakersocken, Sportfreund Gastarbeiter (6), Sportfreund Doppelspieltag (2), Sportfreund Grippe (3), Sportfreund Saurierpark, Sportfreund Privatduell (3), Sportfreund Meiste2MinAlsAußenDerLiga (3), Sportfreund Kater (3), Sportfreund KaputtesHandgelenk (1), Sportfreund KaputterFuß (4), Sportfreund Fantasyfootball, Sportfreund DKB-TorDesMonats (9)