VLMO: ESV Dresden - OHC Bernstadt 30:21 (16:13)

„Egal was du im Leben auch tust, sorge dafür, dass die Welt deinen Namen kennt.“ - Unbekannt

 

Für die Situation der Thekentruppe vor dem Bernstadtspiel passt hervorragend ein berühmtes Zitat von Konfuzius: „Wer einen Baum pflanzt wird den Himmel gewinnen.“ Oder auch jenes des virtuosen Lyrikers Micky Krause: „Finger in Po →  Mexiko. Finger in Hals → Oberpfalz.“ Die Saisonbilanz bis dato ist ...

erschreckend, wie verhext, als würde der Teufel ein perverses Spiel mit den Ballierkünstlern treiben. Glücklicherweise war am Mittwoch ja Buß- und Bettag (schön, einen alleinigen Feiertag mit religiöser Thematik im vielleicht unchristlichsten Bundesland zu haben. Genau mein Humor). Nachdem man durch Selbstgeiselung, auspeitschen und dem stundenlangen anstarren der Tabelle mehr als genug Buße tat, wurde noch der Teppich ausgerollt, in die Himmelsrichtung gen Lokschuppen gerichtet und unsäglich viele Stoßgebete ausgesprochen. Denn was sonst ist der Lokschuppen anderes für die ESV-Spieler als das wichtigste aller Gotteshäuser. Die Fensterscheiben so bunt und kunstvoll bemalt, wie in jeder anderen Kirche, die was auf sich hält. Am Wochenende gibt es sogar immer eine (Kinder-)Krippe direkt vor dem RäumchenRäumchen. Also dem rechten RäumchenRäumchen. Zur einfacheren Verständigung auch einfach nur RäumchenRäumchenRäumchen genannt.

Am Abend jenes Feiertags rief Prophet Kindler seine Schäfchen noch zu einem Übungsgottesdienst in die heiligen Hallen des Lokschuppens. Viele seiner Jünger folgten dem Ruf, auch unsere zwei relativ frisch Bekehrten (da fällt mir ein die Taufe in der Weißeritz steht ja noch aus) trafen ein. Nur einer der Eunuchen war nicht da, da anders verplant und wollte bei der Bildung eines extrem verstörenden Kastratenchors mithelfen. Wie nennt man so was fragt ihr euch? Eine hodenlose Unverschämtheit. Jedenfalls war es eine gute Übungseinheit. Um ein bisschen den Druck von der Seele zu nehmen organisierte der Prophet eine schöne Töpferstunde. Getreu dem Motto: „Besser ein Diamant mit einem Fehler als ein Kieselstein ohne“. Das Thema: Erwecke das Tier in dir. Die Messdiener arbeiteten wunderschöne Figuren aus. Einer machte eine Schlange, ein anderer einen Wurm, ein dritter fertigte eine Flunder aus dem Lehm, außerdem wurden noch ein Aal, eine Muräne und ein Kuhfladen angefertigt. Abschließend wurde der Hallenboden mit Weihwasser, welches man in der BlackFridayWeek äußerst günstig erstehen konnte, vollständig eingerieben zur Vorbereitung für den folgenden Samstagabend. Außerdem teilte Prophet Clemens den Messias- Kasten unter seinen Jüngern auf mit den Worten: „Nehmt und trinkt alle daraus. Dies ist meine Schüttkiste, die ich für euch vergossen habe zur Vergebung der Sünden. Tut dies auf mein Wohl.“ Viele fühlten sich daraufhin für das folgende Punktspiel gewappnet.

Doch es gab auch Zweifler. So zum Beispiel Papst Hoffi I. und sein Vorgänger Papst Köhlert, welche sich einen Tag und eine Nacht im 3erRäumchen einschlossen, um über den bevorstehenden Exorzismus der Lokhalle so lange zu debattieren, bis eine Lösung gefunden sein würde und weißer Rauch aus der Enklave empor steigt oder zumindest weißer Schaum aus dem Flaschenhals. Auch der Verfasser dieser Zeilen war sich unsicher und ersuchte Rat beim  Orakel in Form eines Glückskekses in der erst kürzlich neu eröffneten Gaststätte auf dem Vereinsgelände. Übrigens noch nie so gutes Schnitzel mit Pommes beim Asiaten gegessen. In besagtem Glückskeks war zu lesen: „Ihnen werden bald gute Dinge widerfahren, wenn Sie jetzt unser Nudelparadies positiv bewerten, ansonsten böses Mushu!“ Allerdings bin ich Sternzeichen Löwe und mein dieswöchiges Horoskop sagt mir ich müsse mich vor allzu positiv klingenden Nachrichten in Acht nehmen und generell besäße ich ja den Durchblick, weshalb ich auf diesen Glückskeksquatsch nichts gebe. Doch je näher das Spiel rückte, mehrten sich Zuversicht und Vorfreude die ersten zwei Punkte der Saison einzuheimsen. Getreu dem Motto: „Wenn nicht jetzt, Wan Tan?“

Endlich war besagter Tag gekommen und der Gegner traf ein. Bernstadt war sein Name. Seine Spieler ständig auf Erdachse, wandernd zwischen dem Jenseits (östliches Ostachsen) und dem Diesseits (westliches Ostsachen). Beheimatet weit weit entfernt, bei Schneewittchen und den sieben Sorben. Immer wenn Sie die heiligen Hallen des Lokschuppens entweihen entsteht zwischen den beiden Handballkonfessionen eine aufgeheizte Stimmung. Vergleichbar mit der Streitsucht zwischen Walisern und Schotten oder Engländern und Schotten oder Schotten und anderen Schotten. Direkt vor Spielbeginn lässt der Prophet seine Jünger in den Katakomben kurz verharren, um für seine Predigt die passenden Worte zu finden. „Heute muss jeder Wurf knallen. Einfach volle Kanne rein schwarten!“ Message verstanden. Nur einer hat das Memo nicht gelesen, wie sich später herausstellen wird. Dazu verweist Prophet Kindler auf das wichtigste der zehn Gebote, welche der Hoffmaster einst von dem Allmächtigen in Form einer brennenden Mülltonne auf der Gompitzer Höhe diktiert bekommen hat: „Weder tippe, noch prelle, sonst kriegste ne Schelle!“ Zum Schluss liest er noch einen Vers aus einem der 13 Paulusbriefe vor. Was viele nicht wissen ist, dass besagter Paulus lange Zeit als römischer Söldner im antiken Bayern stationiert war und dort angefangen hat schmackhaftes Weißbier zu brauen welches heutzutage in der Welt zu Hause ist.

Angestachelt von diesen weisen Worten legen Clemens` Jünger zu Spielbeginn mal so richtig los und werfen den gegnerischen Kasten ein, bis die Schwarte kracht. Direkt gelingt der Thekentruppe eine 3:0 Führung und hat nach 10 Spielminuten bereits 8 Buden auf dem Konto. 5 Tore davon verbucht Max. Power  oder auch Maximilian von Lorch für sich. Allesamt schwartet er so gnadenlos pervers in die Ecken rein, dass eine noch detailliertere Beschreibung seiner Tore so anzüglich ist, dass dieser Text eigentlich erst nach 22 Uhr erlaubt wäre zu lesen. Wie er das hinbekommt? Nun, er habe einfach sehr geschickte Finger. Da sind sich alle aus seinem Häkelkurs einig. Diese Umstände, der Pornobalken über seiner Oberlippe und auch die Tatsache, dass er letztens auf einer Halloweenparty als „sexy Privatfleischereifachverkäufer“ verkleidet war, haben des öfteren schon die Leute dazu verleitet, ihn mit der immer gleichen Frage zu belästigen: „Hast du mal darüber nachgedacht Erotikfilmdarsteller zu werden?“ Doch so lange noch diese unsägliche #GenderPayGap in der Branche (Frauen verdienen das dreifache im Vergleich zu Männern!) existiere, käme für ihn dieser Karriereweg nicht infrage. Nur einmal wurde er beinahe schwach und hätte fast auf die Zeitungsannonce einer der hiesigen Agenturen geantwortet, die da lautete: „Suchen Mann mit Pferdeschwanz. Frisur egal.“

Ein weiterer wichtiger Faktor die komplette Partie über ist der Rückhalt der ESV Mannen. Keuschheitskalle schützt seinen Kasten das ein ums andere Mal davor, dass lauter klebrige Harzkugeln uneinvernehmlich eindringen können. Am Ende ist es unser Dante, der diese fulminante Startphase mit einer Bude und seiner göttlichen Komödie beschließt. Das war die Saison nicht immer der Fall, hatte unser Dante die ersten Saisongottesdienste verpasst, weil er sich im Australien-Urlaub befunden hatte. Dort hat es ihm dann so gut gefallen, dass er seinen Wohnsitz dort hin verlegt hat und seitdem für Arbeit und Training täglich mit Flixplane pendelt. Des Weiteren wurde er vor kurzem beim gärtnern aus Versehen von einen mutierten Känguru gebissen, besitzt seitdem unglaubliche Sprungkraft und verwandelt sich langsam aber sicher vollständig in ein Beuteltier. Es musste so kommen, besitzt er schließlich schon seit Jahren den größten Sportbeutel der Welt.

Die nächsten acht Minuten der Partie ist man allerdings als guter Katholik geneigt zu versuchen zu vertuschen, da den Bernstädtern gelingt, den Rückstand zu egalisieren und ihre erste und einzige Führung zu erlangen. Für Kindler´s Jünger gilt in dieser Phase das passende (frei übersetzt) Zitat von Johann Wolfgang von Amadeus: „Nun steh ich wieder vor dem Tor und treffe nicht als wie zuvor.“ Oder noch besser zusammengefasst: „Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt.“

 

In dieser Spielphase macht sich auch ein Leisteneinbruch bei Reformator Martin Luca bemerkbar. Sichtlich angestrengt schleppt er sein Kreuz zur Bank und taucht für die restliche Zeit der Partie unter. Fortan wird man ihn nur noch als Junker Jagsch kennen. Es hilft kein Klagen. Auch die schnell geschluckte Aspirin, welche übrigens nicht von Kindern, Schwangeren und chronisch Schwangeren eingenommen werden sollte, bei Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage und fragen sie ihren Eike oder Florian, verhilft zu keiner Wunderheilung. Da die Erdachsler vor der Partie den Plan geschmiedet haben, den Reformator oder in ihren Worten besser gesagt den Ketzer ständig zu bewachen, wird ein Abwehrkardinal auch der Auswechslung zum Trotz, ihm nicht von der Seite weichen. Auf der Rechtsaußen steht inzwischen Bruder Jakob, der sich kopfschüttelnd über die vielen Freiräume, die ihm die Abwehr bietet, wundert und sich fragt: „Schlaft ihr noch?“ und „Habt ihr einen an den Glocken?“ Anschließend schießt er den Gästen permanent die Bude ein. Er und Erzengel Guido Gabriel bringen die ESV- Mönche bis zur Halbzeit wieder in Front. Auch wenn der Erzengel erst mal beweisen möchte, dass er Prophet Kindler vor der Messe ganz genau zugehört hat und der gegnerischen Torwarze den Ball gepflegt ins Gesicht schwartet, wie man das bei einer Teufelsaustreibung eben so macht. Und auch später im Spiel versucht Guido Gabriel sich bei einer Kontersituation zu profilieren und begleitet den Bernstädter und den Ball den ganzen Prozess über behutsam wie der beste aller Schutzengel zum eigenen Gehäuse. Das verletzt die beiden anderen Schutzengel in Gelb so sehr in ihrem Stolz, dass sie Guido Gabriel erneut auf den Beichtstuhl verweisen. Von jeder Art sammelt er 2(-Minuten) für seine Arche. Am Ende der Messe wird er aber doch noch von Papst Hoffi Absolution erfahren, da er einerseits einen Heber himmelhochjauchzend im gegnerischen Tor unterbringt und andererseits, da er sich immer an das zweitwichtigste der 10 Gebote hält, das da lautet: „Das Verlangen zu Prellen muss weichen, sonst hagelt es Backpfeifen!“

Es läuten die Glocken zur Halbzeit. Während man sich im bernstädter Umziehraum zufrieden auf die Schultern klopft in der Annahme bestätigt, dass sobald man dem Azzlack Junker Jagsch permanent und egal in welcher Lebenslage auf den Füßen steht, nichts mehr von dem kommt. Derweil in der ESV- Kabine versucht Clemens seine Jünger nochmal richtig anzuspornen und absoluten Willen und Engagement einzufordern: „Wenn du schon so tief drin bist, musst du komplett rein gehen!“ Ein Glück war der Keuschheitskalle nicht da, um diese eindeutige Zweideutigkeit miss zu verstehen.

In den ersten 15 Minuten nach dem Seitenwechsel spielen sich die ESV- Mannen regelrecht in Ekstase. Ein wichtiger Teil dieser transzendentalen Erfahrung ist unser Franziskanermönch, dem vor kurzem die Einsicht kam, dass sein Körper ein Tempel sei. Und was sind Tempel in der Regel? Richtig: Alt und meist kurz vorm Verfallen. Um diesem Umstand zuvor zu kommen, hat der Mönch die Fastenzeit ausgerufen. Auf strenge Diät hat er sich gesetzt. Ab sofort nur noch ein Glas Nutella am Tag. Um den selbst auferlegten Ramadan einhalten zu können, hat er sich kürzlich zurück gezogen und die Schriften des Miles Kington studiert, der an einer Stelle seines Werkes passend beschreibt: „Wissen ist zu wissen, dass eine Tomate eine Frucht ist. Weisheit ist, sie nicht in einen Obstsalat zu tun.“ Und auch die Lehren des Graham Norton, meint er, hätten ihn bei der Unternehmung bereits sehr geholfen: „Achte bei Schönheits-OPs und Sushi niemals aufs Geld.“

2/3 des Gottesdienstes sind rum und die ESV-ler erweisen sich als schlechte Gastgeber, da sie auf eine Neun-Tore-Führung stellen. Bernstadt hat der spielerischen ESV- Ekstase wenig entgegen zu setzen. Die eine positive Nachricht in dieser Phase für die Mannen in Blau ist, dass Junker Jagsch keine Bude in dem Torreigen beisteuert. Ob das jetzt an ihrer wahnsinnig guten Manndeckung liegt. oder an dem Umstand, dass der Junker in Halbzeit zwei keine Minute auf der Platte steht, muss jeder für sich selbst Entscheiden.

Vor der 50. Spielminute bekommen die Gäste nochmal kurz geweihtes Oberwasser, was Prophet Kindler mit einer Auszeit zu unterbinden versucht. Mahnend predigt er seinen Missionaren noch mal das drittwichtigste Gebot vor: „Prellen ist teuflischer Schabernack, versuch´s und ich hau dir in den Sack.“ Wahre Worte, die der fromme Klosterschüler Flodrich von Schlegel seit langer Zeit verinnerlicht hat. Jener hatte beim Prophet letzten Sommer ein Schnupperpraktikum angetreten, um sich in den Künsten eines Gesalbten zu beweisen. Allerdings hat er die Abschlussprüfung nicht bestanden, da es ihm nicht gelungen ist, übers Wasser zu laufen. Doch es war keine verlorene Zeit, ist es Flodrich immerhin gelungen Wasser in Urin zu verwandeln. Außerdem konnte er sich diesen Sommer einen lang gehegten Kindheitstraum erfüllen und hat endlich gelernt nackt auf Stelzen zu laufen.

Die letzten Minuten plätschern relativ ereignislos dahin. Allen ist bewusst, dass die Messe gelesen ist. Und so liegen sich die Jünger nach dem Schlussgeläute alle in den Armen. Die ersten Punkte auf dem Tableau, den Teufel endlich aus dem Lokschuppen vertrieben, den Exorzismus erfolgreich abgeschlossen. Endlich, nach all der langen Zeit. Wer hätte auch ahnen können, dass wenn Jemand Mitte März gesagt hätte: „So, noch ein mal gewinnen, dann ist wieder Striezelmarkt.“ tatsächlich nur die Wahrheit wieder gegeben hätte.

Die Frage, was bleibt unterm Strich für die Gäste nach dem Gottesdienst? Das sich selbst gesetzte Hauptziel (Nein, doch keine 2 Punkte, also bitte), den Reformator in Schach zu halten, haben sie auf unerklärliche Weise hinbekommen. Toll, was eine unglaubliche Leistung, Glückwunsch dazu. Die anderen beiden Wünsche, sie wollten es wäre Nacht, oder die Preußen kämen, erfüllten sich indes nicht. Es wurde nur früh dunkel, Winter halt, und wie jeder weis ist es ja nachts bekanntlich immer kälter als draußen. Und Preußen kamen auch keine. Das ist einfach nur schlecht recherchiert. Wer den ESV kennt weiß, dass 90 % Prozent der Spieler aus Brandenburg kommen. Die Preußen waren also alle schon da.

Für die Jünger Clemens´ gilt es indes die frohe Kunde zu verbreiten und nächsten Sonntag, natürlich erst nach der Morgenandacht, das Missionieren in Großenhain fort zu setzen und zwei neue Punkte zu erlangen. Oder wie das tschechische Oberpokémon Pikachlik so treffend formulieren würde: „Pojd´, chyt´ ji!“ (Komm, schnapp sie dir!)

 

 

Messeleiter: Prophet Kindler; Papst Hoffi I.; Johann Wolfgang von Ehmke
Erlösung findend und in den Partyhimmel hinauf, fuhren:
Karl Tucholsky; Kevtolt Brecht; Conratello; Ein Heber für ein Hallelujah (4); Flodrich von Schlegel (3); Edeljoker mit Doppelspielrecht; der heilige Lukas (1); Dante (2); Bruder Jakob (7); Sascha Ringelnatz; Franz von Assi (1); Maximilian von Lorch (7); Jan van Eyck (1); Junker Jagsch (4/4);

 

“We didn’t realise we were making memories, we just knew we were having fun.” – Winnie the Pooh

 

Ansprechpartner (VLM)

HeikoHoffmannHeiko Hoffmann

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