Aus dem Leben eines Busfahrers...
Heute ging es mit dem Kleinbus der Berliner Feuerwehr von 1994 (Danke Paul, du bist ein Großer) durch das Dresdner Hinterland die Berge hinauf zu den Sportfreundinnen aus Sachsen/Neustadt. Pünktlich am Treffpunkt mit einem unangenehm kalten Nieselregen trafen der Coach und ich als Erste ein und nahmen den sich sammelnden Elfenhaufen in Empfang. Da hatte ich schon extra einen roten Bus besorgt (ESV!) … aber nein die Mehrheit quetschte sich in das graue Gefährt der Sportjugend.
Ich finde 80PS sind nicht schlecht ????, doch später musste ich zugeben, dass ein paar PS mehr auch unserer Mannschaft gut zu Gesicht gestanden hätten. Dem gemeinen Busfahrer ist die Pünktlichkeit in die Wiege gelegt, insofern war ich von der pünktlichen Anreise der Damen positiv überrascht, was jedoch nicht gleichbedeutend mit einer solchen Abfahrt ist. Nieselregen hin oder her, kurz kuscheln und dann ausgiebig texten. Ein Veto meinerseits und der „Hühnerhaufen“ verteilte sich wie oben beschrieben in die Transportmittel.
Google Maps ist toll, doch wenn ich aus Dresden-Weißig die kuschelige Heimlichkeit der Großstadt verlasse und meine Augen auf die gelben Wegweiser am Wegesrand richte, schaffe ich es gepaart mit etwas Kenntnis der sächsischen Landschaft auch ohne Hilfe amerikanischer Satelliten. Den Rest besorgt die graue Erinnerung an Wirkungsstätten alter Zeiten, als der Busfahrer noch selbst mit harzfreier Pille die Platte hoch und runter joggte. Alles hat mal ein Ende.
Bekannte Gesichter begrüßen mich freundlich in der Sporthalle und man fühlt sich gleich wieder mittendrin im Spielbetrieb. „Welche Nummer habe ich heute?“ Ups, nur Frauentrikots in S und M. Da zieht der Busfahrer wohl den Kürzeren. Egal, ein „D“ auf der Bank hat auch nicht jeder um den Hals. Der Schiedsrichter, beim letzten Auswärtsspiel in Görlitz noch der Buhmann, zeigte mir gleich mal wo der Frosch die Locken … ähhh nee….wo er sein gelbe Karte stecken hat. Scheinbar projizierte er den verbalen Ausfall von Christoph vom letzten Spiel auf mich und erhoffte sich hinter..listig einen solchen von meiner Person. Denkste Puppe, die Emotionen überlasse ich den Mädels.
Vielleicht lag es an der leicht „frostigen“ Temperatur in der Halle oder an der Erwartungshaltung des Busfahrers nach der letzten Klatsche in Görlitz etwas beweisen zu müssen, die Mädels rockten zumindest die erste Halbzeit. Hohes Tempo, Überzeugung im Abschluss und bissl Glück in der Abwehr sorgten für einen überzeugenden 3-Tore-Vorsprung zur Halbzeit. Sille und Syvie im Tor ließen den verletzungsbedingten Ausfall von Kerstin nicht zum Faktor werden. Die „Fraudeckung“ gegen Rebeca auf halb links stellten die Gastgeberinnen vor anfangs unerwartete Probleme. Aber auch hier warfen wir zu viele Bälle im Angriff weg, spielten unsaubere Pässe und machten in der ein oder anderen Situation einen Schritt zu viel. Ärgerlich waren wir doch gerade in der ersten Hälfte das bessere Team.
Das Schicksal eines „D“-behängten Busfahrers muss ich näher erläutern, zumal das Corona-Testcenter im Fourier gerade geschlossen und das Catering noch nicht eröffnen konnte. Ohne einen heißen Kaffee (Bier wäre ja auch nicht erlaubt!) wachte ich über die Eigentumsverhältnisse der Sportbeutel des ESV und harrte der Wiederkehr der Amazonen .. nee Ballierelfen!!
Wenn sich das neue Trainerduo noch etwas entwickeln muss, dann in Richtung Halbzeit-Ansprache, denn nach 3 Minuten stand es wieder unentschieden … Mist! Noch schlimmer die Mädels aus Neustadt gingen in Führung, teils mit 3 Toren. Bei uns häuften sich die technischen Fehler, so dass der Gastgeber öfter mal aus kurzer Entfernung unbehelligt einnetzen konnte. Dann auch noch die Disqualifikation gegen Steph (3x2=6), die unser Abwehrzentrum schwächte. Ich weiß nicht mehr genau wie, aber mit einer aggressiven Einstellung, wenn auch mit einigen technischen Fehlern behaftet, schafften die Mädels wieder den Ausgleich. 28:28 und noch 9 Minuten, es ist Crunchtime! „Große Spieler*innen gewinnen große Spiele“, so der Spruch für das Phrasenschwein. Runterdividiert auf die Verbandsliga heißt das, Rebeca der Neustädter Sachsen macht drei Buden und setzt sich unfreiwillig 2 Minuten auf die Bank. Minus 2 und noch 90 Sekunden. Im Handball ist da noch alles möglich und deswegen ist es einfach die geilste Sportart der Welt. Die Ballierelfen versuchten nochmal alles. Aber mehr als ein 32:31 kam nicht bei rum. Bitter…
Schade Mädels, Ihr wart definitiv nicht das schlechtere Team. Drei 7m liegen gelassen, geschätzte 15 technische Fehler im Angriff sind einfach zu viel, um ein Spiel in der Verbandsliga zu gewinnen und definitiv zu viel für den Anspruch, den ihr an euch selbst haben solltet. Trotzdem beeindruckend, wir ihr trotz der Rückschläge nie den Kopf habt hängen lassen und immer wieder mit Vollgas nach vorn gegangen seid. Und die Unterstützung, auch dank meiner Stimme, war phänomenal. Was ein Team :D - Abpfiff!
Der Busfahrer nahm sich die Freiheit und sprach die Schiedsrichter, ob ihrer „schwachen“ Leistung an und befragte sie zu der ein oder anderen Szene. Die Sportfreunde Färber und Bizuga haben ihre Sache im Vergleich zum letzten Spiel super gelöst. Danke dafür und die geilsten Grüße zu unseren Sportfreunden aus Saalfeld und Danke für diesen Schiedsrichter ????
Hätte das Ergebnis nicht schon gereicht, hatte sich das Wetter in Neustadt auch noch gegen uns verschworen und verabschiedete uns mit Dauerregen. Die Dusche der Mädels fiel entsprechend lange aus und Coach Christoph und ich mussten sich gedulden und die ärztliche Notreserve einer Flasche Feldi schwesterlich teilen. Irgendwann kamen sie dann, die Ballierelfen, als wenn nichts gewesen wäre. Ab in den Bus und wieder Talk im Turm, die ganze Fahrt. Anne hatte noch ne schwere Aufgabe. Sie musste den Busfahrer überzeugen ihren Spielbericht zu übernehmen. Über den Preis sind wir uns uneins geblieben ???? aber zumindest habt ihr der Anne zu verdanken, meine Zeilen lesen zu müssen.
Zurück in der Landeshauptstadt (Ja, das musste sein) war das Wetter auch nicht besser. Also schnell verabschiedet und die Anne ins Beatpol gefahren! War ne schöne Fahrt Mädels, besser als nach Görlitz. Und wenn es mal wieder passt, bin ich gern auch wieder der Typ am Lenkrad. ????